Veranstaltung des FV Schulcampus Hedelfingen: ‚Bildung 2.0 & vor Ort‘ am 22.10.2020 ein voller Erfolg

Wir sind als FV Schulcampus stolz mit unserer Veranstaltung ‚Bildung 2.0 & vor Ort‘ der Schulentwicklung in den oberen Neckarvororten neuen Schwung gegeben zu haben und auch zum Gelingen dieser spannenden Diskussion beigetragen. Unser Dank gilt gleichermaßen den fünf Diskutanten Veronika Kienzle, Martin Körner, Dr. Frank Nopper, Hannes Rockenbauch und Marian Schreier sowie natürlich unserer charmanten Moderatorin Magdalena Haupt (SWR), die souverän durch den Abend geführt hat. Über die Veranstaltung ist bereits ein Bericht im WILIH veröffentlicht (s.u.).

Von allen Diskutanten hörten wir das Bekenntnis, die uns betreffenden bildungspolitischen Themen wie fehlende Gymnasialplätze in den Oberen Neckarvororten und der Sanierungsstau an den Stuttgarter Schulen schnell und nachdrücklich angehen zu wollen Daran werden wir das neue Stadtoberhaupt erinnern. Und es gibt uns Mut und Zuversicht, den jahrelangen Stillstand in der Schulentwicklung vor Ort bald zu einem positiven Ende zu bringen. Viele weitere Fragen zu Schule und Bildung rundeten die lebhafte Diskussion ab, so dass unser Sprecher des Vorstands Paul Wurm in seinem Schlusswort die Bildung als den Gewinner des Abends bezeichnen konnte.

Der weitere Vorstand des FV mit Ilse Bodenhöfer-Frey, Michael F. Haug, Max Kottmann und Roger Schenk dankt herzlichst den Diskutanten, sowie allen die Teilgenommen und uns unterstützt haben!

OB-Favoriten streiten über Bildung und Schule (WILIH)

Stuttgart-Rohracker … Wer wird Nachfolger von Fritz Kuhn als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart? Am 8. November findet der erste Wahlgang statt, sehr wahrscheinlich am 29. November ein zweiter. Was wird das neue Stadtoberhaupt für die Bildung und Schulen tun? Insbesondere in den Oberen Neckarvororten ist das ein Thema. Am 22. Oktober hatten fünf Favoriten auf den Chefsessel im Stuttgarter Rathaus in der Rohracker Kelter Gelegenheit, ihre Positionen zu „Bildung 2.0 & vor Ort” deutlich zu machen. Unter diesem Motto hatte der neue Förderverein Schulcampus Hedelfingen zur Podiumsdiskussion geladen. Coronabedingt fand die von SWR-Moderatorin Magdalena Haupt geleitete Diskussion unter strengen AHA-Regeln vor lediglich 62 angemeldeten Zuhörern statt.

Die sehr sachliche Diskussion drehte sich vor allem um Schulsanierungen, Digitalisierung, Pädagogik, Schülerbetreuung, Kindertagesstätten, Grundschulförderklassen und frühkindliche Bildung. Lokale Themen standen dabei eher im Hintergrund. Das hinderte Paul Wurm, den Sprecher des veranstaltenden Fördervereins, aber nicht daran, am Ende ein positives Fazit zu ziehen. Der Sieger des Abends sei die Bildung, meinte er. Und kündigte für Februar 2021 gleich eine nächste Veranstaltung seines Vereins an, auf der Ergebnisse eines Entwurfswettbewerbs für ein Gymnasium am Steinenberg präsentiert werden sollen. „Und dann werden wir das Gymnasium bauen!”

Hier ein Überblick über die Positionen der fünf Diskutanten, jeweils mit einem Versuch der Einordnung. Die Namen sind alphabetisch geordnet und jeweils mit einem Link zur Kandidaten-Webseite unterlegt, der den Lesern – komfortabel per Mausklick oder Fingertip – Zugang zu weiteren Informationen ermöglicht.

Veronika Kienzle (Bündnis 90/Die Grünen) setzt auf Gemeinschaft und Verständnis. Sie begrüßt das Engagement der Bürgerschaft. Die Stadt müsse aber die Richtung vorgeben. Die Schule sei für die Kinder „Lebensmittelpunkt” und solle ein „Ort der Gemeinschaft” sein. Schüler sollten auch einen Hausmeister haben, mit dem sie sich „zoffen” können. Nachbarschaftliche Unterstützung empfiehlt sie auch bei der Begleitung von Schulsanierungen. An Bildung dürfe nie gespart werden. Und wie funktioniert in Stuttgart Homeschooling? Die Pandemie habe alle kalt erwischt, aber so schlimm wie im Frühjahr werde es nicht mehr werden. Der Prozess müsse jedoch weitergehen. Aber: Die Eltern seien in den Digitalisierungsprozess einzubeziehen. Dann eine klare Ansage: Die Schulbürgermeisterin müsse bei der Digitalisierung in die Pflicht genommen werden. Zur Ganztagsdebatte: Da müsste auch das Mittagessen eine Rolle spielen. Außerdem müsse man „das Thema Kindertagesstätten gleich mitdenken”. Corona? Die Pandemie stelle die Schulen vor große Herausforderungen, aber die Kinder schätzten die Gemeinschaft. Kienzles Schulziele, falls sie OB wird:  Sanierungen, Digitalisierung, die Verwaltung stärken, Beziehungen verbessern.

Martin Körner (SPD) setzt auf Organisation und Förderung. Er beschrieb eingangs ausführlich die Vorgeschichte der heutigen Ausgangsstituation am Steinenberg und nimmt das Schulverwaltungsamt in den Blick. Aber auch den Lehrermangel. Stuttgart sei „teuerste Großstadt Deutschlands” beim Wohnen und aufwendig in der Lebenshaltung – ein Nachteil bei der Personalgewinnung. Außerdem ist ihm wichtig: Die digitale Ausstattung der Schulen müsse verbessert werden, und dies sei Stadt-Aufgabe. Stuttgart habe auch einen „gigantischen Stau” bei Schulsanierungen und deren Organisation. Digitalisierung hänge aber nicht nur an der Technik, sondern auch an der Unterstützung durch die Lehrer. 13.000 Endgeräte lägen zur Abholung bereit. Die Vermittlung von Medienkompetenz und andere „Erlebnisräume” sowie Schulsozialarbeit seien aber genau so wichtig wie technische Aufrüstung. Gute Förderung von Schülern setze auch eine gute Ganztagsbetreuung voraus. Vor allem Kinder aus ärmeren Familien bräuchten diese Unterstützung. Von Körner als OB dürfte das Stuttgarter Bildungswesen Struktur und Gerechtigkeit erwarten.

Dr. Frank Nopper (CDU) setzt auf Steuerung und Prozessbeschleunigung. Er erkennt den Bedarf an Gymnasialplätzen und fordert vom neuen OB rasch eine „klare Ansage”. Für die Umsetzung rät er auch zu externer Unterstützung. Die Stadt brauche Möglichkeiten zur Unterstützung der Lehrerbesetzung und Budgetierung. Ein „Querschnittsreferat” von Hochbau- und Schulverwaltungsamt könne die Bewältigung von Sanierungsaufgaben beheben. Es fehle „am Handeln, am Tun, an der Umsetzung”, nicht am Geld. Für die Digitalisierung heiße dies: Breitband, Verkabelung und WLAN für alle! Digitalisierung der Schulen sei die Voraussetzung für digitalen Fortschritt in allen Bereichen. Sie habe aber auch eine „ethische Dimension”. Fehlentwicklungen wie Cyber Mobbing müssten deshalb Lerninhalt sein. Bei der Betreuung von Schülern gehe Flexibilität vor Verbindlichkeit. 3.000 fehlende Kita-Plätze erforderten eine „Fachkräfteoffensive” und mehr Dienstwohnungen für Erzieher. Mehr Überzeugungsarbeit sei zu leisten, Quereinstiege müssten gefördert werden. Zum aktuellen Umgang mit Corona in Schulen: Luftreiniger könnten den Schulalltag erleichtern. Noppers Ziele als OB: eine Digitalisierungs- und Sanierungsoffensive, mehr Erzieher und dass „das Rössle nicht auf Trab gebracht wird, sondern Galopp”.

Hannes Rockenbauch (SÖS) kam mit einstündiger Verspätung aus dem Stuttgarter Gemeinderat und stieg als Verfechter von Freiheit und Beteiligung in die Diskussion ein. Digitalisierung ist für ihn eine „Grundkompetenz des 21. Jahrhunderts”. Grundvoraussetzungen seien aber Verantwortung und Orientierungswissen. Digitale Instrumente müssten Mitmachen ermöglichen, „Demokratieinstrumente” sein. Smartphones sollten mit Bedacht eingesetzt werden, die Technik berge „Suchtpotential”. Wichtig seien die Bildungsinhalte, Schnelligkeit sei nicht alles. Die Vermittlung von Kreativität müsse auch im digitalen Zeitalter noch ihren Platz haben. Betreuung? Alle Eltern sollten Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen können. Bei der „Zwischenlösung” Schülerhaus müsse die Qualität besser werden. Wahlfreiheit sei ein „Luftschloss”. Aber: Erzieher fehlen, müssten besser bezahlt werden. Zu Corona? Wenn Schulen offen bleiben sollen, „müssen wir etwas anderes schließen”. Die Stadt werde das öffentliche Leben wieder „runterfahren” müssen. Als OB will Rockenbauch auf breite Persönlichkeitsentwicklung Wert legen.

Marian Schreier (SPD-Mitglied, tritt aber als unabhängiger Kandidat an) setzt auf Modernisierung und Digitalisierung. Er will den Hebel an der Organisation der Stadtverwaltung ansetzen. Die Kommune müsse in der Lage sein, „von selber” aktiv zu werden. Auch hier spiele Digitalisierung eine große Rolle. Zur Bewältigung des Sanierungsstaus empfiehlt er eine „zentrale Projektsteuerung”, aber im Rahmen einer Organisation, die auch Expertise von außen zulässt. Der Zugang zu digitalen Angeboten sei – besonders in der Coronazeit – eine Frage von Chancengerechtigkeit. Digitalisierung sei ein „essenzielles Zukunftsthema”, das aber auch wirklich umgesetzt werden müsse und nicht nur „in Sonntagsreden” beschworen werden dürfe. Die neue „Lebenswirklichkeit” gehöre zwangsläufig zur Aufgabe eines Oberbürgermeisters. Beginnen müsse das schon vor der Schule: Es müssten Kita-Plätze ausgebaut werden. Der Schlüssel sei dabei allerdings das Personal. Das pädagogische Personal müsse von hauswirtschaftlichen Aufgaben entlastet werden, um sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren zu können. Als OB will Schreier kurzfristig Bildungschancen sicherstellen unter den Sicherheitsanforderungen der Pandemie, die Verwaltung bestens ausstatten und eine „Kultur des Ermöglichens” initiieren.

Das Foto oben zeigt auf dem Podium (von links): Marian Schreier, Veronika Kienzle, Dr. Frank Nopper, Moderatorin Magdalena Haupt, Martin Körner und Hannes Rockenbauch.

Quelle: https://wilih.de/ob-favoriten-streiten-ueber-bildung-und-schule